Innendämmung statt Fassadendämmung

 

 

 

Vorteile

Die Gründe für den Einsatz einer Innendämmung können vielfältig sein:

  • Die Außenfassade ist wegen ihrer Beschaffenheit und Gestaltung nicht für außenseitige Dämmmaßnahmen geeignet.
  • Es stehen Denkmalschutzbestimmungen einer außenseitigen Dämmung entgegen.
  • Durch Anbauten oder andere Hindernisse ist die Fassade nicht oder nur schwer von außen zugänglich.
  • Baurechtliche Vorgaben wie Grenzabstände schließen eine mit einer Überdämmung von außen einhergehenden „Gebäudevergrößerung“ aus.

 

Abb. 125 | Kennzeichnung einer denkmalgeschützten Fassade 
 Abb. 126 | Fassadendämmung ist wegen einzuhaltender Grenzabstände nicht möglich Abb. 125 | Kennzeichnung einer denkmalgeschützten Fassade
Abb. 126 | Fassadendämmung ist wegen einzuhaltender Grenzabstände nicht möglich
  • Die raumseitige Oberflächentemperatur der Bauteilinnenseite soll erhöht werden, um einer Kondensatbildung und somit einer Gefährdung durch Schimmelbefall vorzubeugen.
  • Die thermische Behaglichkeit im Raum soll verbessert werden. Diese Maßnahme ist besonders bei temporär genutzten Räumen wie Ferienwohnungen, Fest- oder Gemeindesälen vorteilhaft, da die Räume sehr schnell aufgeheizt werden können.
     
Abb. 127 | Einfluß der Innendämmung auf die Behaglichkeit Abb. 127 | Einfluß der Innendämmung auf die Behaglichkeit

Auch baubetriebliche Gründe können zur Entscheidung für eine Innendämmung führen:

  • Möglichkeit der Modernisierung von Einzelwohnungen.
  • Verzicht auf ein Montagegerüst.
  • Witterungsunabhängige Montage im wettergeschützten Innenraum.

Klassifizierung der ID-Systeme

Hinsichtlich der hygrischen Wechselwirkung zwischen Innenraumklima und ID-System wird zwischen drei Klassen unterschieden [71]:

Kondensat verhindernde ID-Systeme
Die (mögliche) Tauwasserbildung wird durch eine diffusionsdichte Schicht (sd > 1.500 m) verhindert. Die hygrische Wechselwirkung zwischen Innenraumklima und ID-System wird vollständig unterbunden.
 
Kondensat begrenzende ID-Systeme
Die (mögliche) Tauwasserbildung wird durch eine ausreichend diffusionshemmende Schicht (sd > 0,5 m) auf ein tolerierbares Maß begrenzt. Zum Beispiel kann durch den Einsatz von feuchtevariablen Dampfbremsen das Abtrocknungspotential zum Innenraum hin im Vergleich zu Kondensat verhindernden Systemen verbessert werden.
Die hygrische Wechselwirkung zwischen Innenraumklima und Innendämmung ist begrenzt möglich.

Kondensat tolerierende ID-Systeme
Die (mögliche) Tauwasserbildung wird zugelassen, wenn das Innendämmsystem durch die Verwendung spezieller Baustoffe das zeitweilig anfallende freie Wasser schadenfrei aufnehmen kann. Das Kondensat wird in aller Regel im Dämmstoff aufgenommen, gespeichert und verteilt, so dass es zu einem späteren Zeitpunkt wieder abtrocknen kann. Die hygrische Wechselwirkung zwischen Innenraumklima und Innendämmung ist hier zulässig und – bedingt durch das notwendige Abtrocknungspotential zum Innenraum hin – auch notwendig und langfristig sicherzustellen.

Hierzu zählen die ID-Systeme aus Holzfaserdämmplatten.

Empfohlene Dämmstoffdicken

Es hat sich bei ID-Systemen am Markt durchgesetzt, dass weitgehend Dämmstoffdicken zwischen 40 bis 80 mm eingesetzt werden.

Dient die Innendämmung der reinen Schimmelpilzvorbeugung, sind dünnere Dämmstoffdicken ggf. sinnvoll. Dämmstoffdicken oberhalb von 120 mm werden wegen der damit einhergehenden Nachteile (Verlust an Wohnfläche, „Schießscharten“- Effekt im Fensterbereich) selten ausgeführt.
In Abb. 128 ist deutlich zu erkennen, dass mit üblichen Dämmstoffdicken zwischen 60 und 100 mm bereits ein sehr guter Energieeinspareffekt erreicht wird.
 

Abb. 128 | U-Wert in Abhängigkeit von der Dämmstoffdicke Abb. 128 | U-Wert in Abhängigkeit von der Dämmstoffdicke

Klassifizierung der Wasserdampfdurchlässigkeit

In Ergänzung zum WTA-Merkblatt 6–8, Tabelle 1  [72] wird die Wasserdampfdurchlässigkeit wie folgt klassifiziert:

 

Tabelle 1 | Klassifizierung nach der Wasserdampfdurchlässigkeit Tabelle 1 | Klassifizierung nach der Wasserdampfdurchlässigkeit

BILDNACHWEIS

Gänßmantel
Abb. 128

Gutex Holzfaserplattenwerk H. Henselmann GmbH & Co. KG
Abb. 125

Förster
Abb. 126

Steico SE
Abb. 127
 

[71] FVID - Fachverband Innendämmung e.V., Praxishandbuch Innendämmung. Verlaggesellschaft Rudolf Müller GmbH; 2016
[04] DIN 4108-2:2013-02  Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden - Teil 2: Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
[21] BMWi / BMU: Gesetzt zur Einsparung von Energie und zur Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteerzeugung in Gebäuden (Gebäudeenergiegesetz – GEG); 01-2023
[72] WTA Merkblatt 6–8: Feuchtetechnische Bewertung von Holzbauteilen – Vereinfachte Nachweise und Simulation; 2016