Kondensat tolerierende Holzfaser-ID-Systeme

 

 

 

Besonderheiten und Vorteile

Feuchtemanagement

Durch das Aufbringen eines ID-Systems verändert sich das komplette bauphysikalische Verhalten der bestehenden Außenwand. Betrachtet man den bauphysikalisch kritischeren Fall „Winterklima“, so führt eine zusätzliche Innendämmung dazu, dass sich in der Grenzschicht zwischen Bestandswand und neuer Innendämmung ein niedrigeres Temperaturniveau entwickelt. Je dicker die Innendämmung, desto kälter und damit kritischer ist die Temperatur an dieser Stelle. Von der wärmeren Wohnrauminnenseite diffundiert Wasserdampf in Richtung Außenluft in das System. Gleichzeitig müssen Feuchteeinträge durch Sorption / Kapillarität von außen gepuffert werden. In der Grenzschicht besteht eine potentielle Tauwassergefahr. Maßgeblich für das Funktionieren und die Langzeitstabilität eines ID-Systems ist das richtige Zusammenspiel von Diffusion, Kapillaraktivität, Feuchtehaushalt und Oberflächentemperaturen. Das für diese Einbausituation optimal geeignete Feuchtemanagement eines ID-Systems aus Holzfaserdämmung sorgt dafür, dass die eintretende Feuchte kontrolliert eindringen (Diffusionsoffenheit) und absorbiert (Feuchtepuffervermögen) werden kann, um später kontrolliert wieder aus dem System hinaus geleitet zu werden. Damit wird gewährleistet, dass sich an der kritischen Grenzschicht kein schädigendes Kondensat bildet. Der optimale Dreiklang aus hoher Kapillaraktivität, hohem Feuchtepuffervermögen und hoher Diffusionsoffenheit sorgt für eine hohe bauphysikalische Sicherheit.

Im Gegensatz zu vielen anderen Dämmstoffen besitzen Holzfaserdämmplatten die Eigenschaft, bis zu 15 % ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben zu können, ohne dabei nennenswert an Dämmwirkung zu verlieren.
 

Abb. 129 | Feuchtemanagement eines Holzfaser-ID-Systems Abb. 129 | Feuchtemanagement eines Holzfaser-ID-Systems

Ökologie

Holzfaserdämmplatten vereinen in einzigartiger Weise alle Voraussetzungen für eine ökologisch hochwertige Innendämmung. Das Ausgangsmaterial für die Herstellung von Holzfaserdämmprodukten ist der nachwachsende Rohstoff Holz in Form von Hackschnitzeln. Der Einsatz einer Dämmplatte aus Holz hat zusätzlich einen positiven Effekt auf die CO2-Bilanz. Der im Holz gespeicherte Kohlenstoff verbleibt im Dämmstoff und wird nicht dem natürlichen Prozess (Zersetzung oder Verbrennung) folgend als CO2 in die Umwelt abgegeben. Damit ist der Einsatz einer Dämmplatte aus Holz CO2-senkend und schont die Umwelt. Sie vermeidet auch das zusätzliche Freisetzen von CO2 durch den Einsatz fossiler Rohstoffe. Der Einsatz einer Holzfaserdämmung ist daher ein guter Beitrag für Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
 

Abb. 130 | Positiver CO 2 -Effekt einer Holzfaserdämmung Abb. 130 | Positiver CO2-Effekt einer Holzfaserdämmung

Bautechnische und bauphysikalische Produkteigenschaften

Die von verschiedenen Herstellern in unterschiedlichen Produktionsverfahren hergestellten Holzfaserdämmplatten weisen zwar unterschiedliche bautechnische und bauphysikalische Kenngrößen auf, verhalten sich aber mit Blick auf die funktionalen Eigenschaften einer Innendämmung sehr ähnlich.

Typische Plattengeometrien

Je nach gewünschtem Wärmedurchgangskoeffizienten der gedämmten Außenwand werden Holzfaserdämmplatten üblicherweise mit Gesamtdicken zwischen 40 mm und 80 mm verwendet. Für die kleinflächige Überdämmung von Anschlussbereichen, wie z. B. Laibungen, werden auch dünnere Dämmplatten eingesetzt. Üblicherweise kommen kleinformatige Platten sowohl mit als auch ohne Kantenprofilierung zum Einsatz.

 

Abb. 131 | Holzfaserdämmplatten – ohne (links) und mit (rechts) Kantenprofilierung Abb. 131 | Holzfaserdämmplatten – ohne (links) und mit (rechts) Kantenprofilierung

Hydrophobierung

Auf dem Markt werden Holzfaserdämmplatten mit und ohne Hydrophobierung angeboten. Beide Plattentypen eignen sich für einen Einsatz als Innendämmung.
 

Wärmeleitfähigkeiten und Festigkeiten

Die Wärmeleitfähigkeit sowie die Festigkeit und Steifigkeit der Holzfaserdämmplatten hängt im Wesentlichen von der Rohdichte der Platten ab. Die betreffenden Werte erhöhen sich im Regelfall mit steigender Rohdichte. Die verwendeten Holzfaserdämmplatten weisen Rohdichten von 100 kg/m³ bis 270 kg/m³ bei Bemessungswerten der Wärmeleitfähigkeit von 0,039 W/(m K) bis 0,050 W/(m K) auf. Um Kondensat tolerierende Innendämmsysteme im Zweifelsfall bauphysikalisch möglichst exakt berechnen zu können, ist es hilfreich, wenn über die Systemkomponenten sowie über das System selbst die erforderlichen materialspezifischen Kenngrößen vorliegen. Diese sind bei den Systemherstellern erhältlich. Weitere Informationen zu Holzfaserdämmstoffen enthält die Schrift „Holzfaserdämmstoffe"  [44] des Informationsdienst Holz.

Typischer Aufbau eines Kondensat tolerierenden ID-Systems

In Abb. 132 ist der typische Aufbau einer Außenwand mit Holzfaser-ID-System dargestellt:

 

Abb. 132 | Systemaufbau einer „klassischen“ Innendämmung mit Holzfaserdämmplatten Abb. 132 | Systemaufbau einer „klassischen“ Innendämmung mit Holzfaserdämmplatten

Um das Feuchtemanagement für das Kondensat tolerierende ID-System aus Holzfasern optimal zu unterstützen, werden sowohl in der Ausgleichs- und Klebeschicht als auch im Unterputz- / Oberputzbereich entweder Kalk-, Kalkzement- oder Lehmputze eingesetzt.
Hinsichtlich der Endbeschichtung mit Deckputz, Tapeten und Anstrichen sind die Vorgaben der Systemanbieter zum minimalen und maximalen Diffusionswiderstand zu beachten.

Hinweise zum Baurecht

ID-Systeme bedürfen im Gegensatz zu Wärmedämmverbundsystemen keiner bauaufsichtlichen Zulassung. Dennoch ist es im Sinne der bautechnischen und bauphysikalischen Sicherheit dringend angeraten, dass ausschließlich Holzfaserdämmprodukte in Verbindung mit vom Hersteller freigegebenen Putzsystemen zum Einsatz kommen. Die Systemanbieter geben Verarbeitungsrichtlinien heraus, die aus Gründen der Gewährleistung immer beachtet werden sollten. Die in den Verarbeitungsrichtlinien der Systemanbieter enthaltenen Vorgaben sind in jedem Fall verbindlich.
Um die ordnungsgemäße Systemumsetzung für etwaige Gewährleistungsansprüche belegen zu können, ist eine protokollierte Wareneingangskontrolle wichtig.

Wareneingang, Transport und Lagerung

Die gelieferten Systemkomponenten sind im Rahmen einer Wareneingangskontrolle zu prüfen. Lieferscheine und Beipackzettel sind für spätere Rückfragen aufzubewahren.
Der Transport der Systemprodukte hat so zu erfolgen, dass die Gefahr einer mechanischen und / oder witterungsbedingten Beschädigung (z. B. UV-Strahlung, Feuchtigkeit etc.) vermieden wird. Paletten mit Holzfaserdämmplatten sind in der Regel mit einer Schutzfolie versehen. Diese sollte zum Schutz vor Feuchtigkeit und Verschmutzung bis unmittelbar vor der Montage nicht entfernt werden. Die Anlieferung der Holzfaserdämmplatten erfolgt liegend auf Paletten. Bei der Anlieferung sollte ein Stapler oder Kran mit geeignetem Hebewerkzeug vor Ort sein, um eine palettenweise Entladung gewährleisten zu können.
An der Anlieferstelle ist darauf zu achten, dass ausreichend witterungsgeschützter Lagerplatz vorhanden ist. Die Lagerung des Materials muss grundsätzlich trocken und staubfrei sein sowie vor mechanischen Beschädigungen geschützt erfolgen. Angebrochene Pakete sind durch geeignete Abdeckungen vor Staub und Feuchtigkeit zu schützen.
Um Eindrückungen der obersten / untersten Plattenlage zu vermeiden, darf nur die vom jeweiligen Hersteller angegebene Anzahl von Paketen übereinander gestapelt werden. Dabei ist auf eine ausreichende Anzahl und die richtige Plazierung von geeigneten Lagerhölzern zu achten, um eine zu hohe Druckbeanspruchung der Dämmplatten zu verhindern.
Die Putzkomponenten sind zusätzlich vor Feuchte und ggf. vor Frost zu schützen. Die Sackgebinde von Werktrockenmörteln dürfen auf der Baustelle nicht ohne Unterlage und eine Folienabdeckung gelagert werden. Zudem ist die auf den Gebinden angegebene Lagerzeit zu berücksichtigen.
Putzanschlussprofile sind als Kunststoff-Stangenware verformungsgefährdet und daher liegend zu lagern.

Planen und Ausführen

Es sind die Hinweise der Systemhersteller zur Planung und Ausführung zu beachten.

Vorbereitende Maßnahmen

Bevor die eigentliche Ausführung der Innendämmung an der Baustelle beginnt, sind umfassende vorbereitende Maßnahmen notwendig.
An erster Stelle steht eine detaillierte Bestandsaufnahme, die unter anderem folgende Punkte enthalten sollte:

  • Allgemeine Gebäudedaten
  • Baustoffschichten, Abmessungen und Oberflächenbeschaffenheit
  • Allgemeiner Zustand des Bauteils oder der Bestandskonstruktion inkl. Wärmebrücken
  • Feuchtezustände des Bauteils (Schlagregenbelastung, -schutz, weitere Feuchtbelastungen der Konstruktion wie z. B. aufsteigende Feuchte)
  • Belastung des Mauerwerks mit Inhaltsstoffen aus ehemaliger Nutzung (z. B. Salz- / Nitratbelastung bei Ställen)
  • Raumklimatische Belastungen

Im zweiten Schritt ist die Dämmleistung festzulegen. Sie kann sich am vorgeschriebenen Energiestandard nach Gebäudeenergiegesetz, den Vorgaben aktueller Förderbedingungen oder dem individuellen Kundenwunsch orientieren. Der erforderliche Mindestwärmeschutz ist in jedem Fall zu beachten.
Am Ende der vorbereitenden Maßnahmen steht eine möglichst detaillierte Ausführungsplanung. Sie sollte vor allem Festlegungen zur Untergrundvorbereitung und zu den Anschlussdetails unter Berücksichtigung möglicher Wärmebrücken umfassen.
 

Untergrundvorbereitung

Für eine ordnungsgemäße Ausführung der Innendämmung ist es notwendig, dass die Oberfläche der Bestandswand tragfähig, eben, trocken sowie fett- und staubfrei ist. Je nach Beschaffenheit des Untergrundes sind folgende Maßnahmen zu treffen:

  • Tapeten entfernen
  • Diffusionshemmende oder -dichte Beschichtungen entfernen oder mit einem Nagelbrett aufrauen
  • Empfehlung ab 80 mm Dämmdicke: Gipsputz entfernen und falls erforderlich durch einen Kalk- oder Kalkzementputz ersetzen
  • Bei sandigen Oberflächen Haftgrund aufbringen
  • Lose Putzstellen ausbessern
  • Nicht ausreichend ebene Untergründe egalisieren
     

Montage der Dämmplatten

Der Zuschnitt der Holzfaserdämmplatten erfolgt üblicherweise mit Standard-Werkzeugen bzw. -Maschinen der Holzverarbeitung, einer Stich-, Kreis- oder Säbelsäge (Alligator-Säge).
Der Kleber wird mit einer geeigneten Zahntraufel auf den vorbereiteten Untergrund und / oder direkt auf die Dämmplatte aufgetragen, anschließend gleichmäßig in der Fläche verteilt. Die Verklebung erfolgt vollflächig.

Abb. 133 | Zuschnitt-Werkzeuge für Holzfaserdämmplatten / Abb. 134 | Auftragen des Klebers mit der Zahntraufel Abb. 133 | Zuschnitt-Werkzeuge für Holzfaserdämmplatten / Abb. 134 | Auftragen des Klebers mit der Zahntraufel

Eine zusätzliche mechanische Befestigung ist zwingend erforderlich, wenn die Innendämmung höheren Lastanforderungen ausgesetzt ist oder starke Bewegungen aus dem Bauwerk bzw. Untergrund zu erwarten sind. Einige Hersteller schreiben prinzipiell eine zusätzliche mechanische Befestigung vor.
Fenster- und Türlaibungen sind ausreichend zu überdämmen. Auch unter Fensterbänken ist für eine ausreichende Überdämmung zu sorgen.
Um Konvektion zu verhindern, sind alle Anschlüsse an andere Baukörper luftdicht auszuführen.
 

Applikation der Putzbeschichtung

Holzfaserdämmplatten können mit vielen unterschiedlichen Putzsystemen beschichtet werden. Die einzelnen Systemhersteller erteilen ihre Freigabe nach umfangreichen Verträglichkeits- und Funktionsprüfungen. Besonders bewährt haben sich Putzsysteme auf Kalk-, Kalkzement- und Lehmbasis.

Armierungsschicht
Als unterste Funktionsschicht ist zwingend eine Armierungsschicht vorzusehen. Die Armierungsmasse wird in ausreichender Dicke – empfohlen werden mindestens 4 – 5 mm – auf die Holzfaserdämmplatte aufgetragen.
Ein systemkonformes Armierungsgewebe wird im äußeren Drittel der Armierungsschicht mit einer Überlappung von mindestens 10 cm vollflächig eingebettet. An Gebäudeöffnungsecken wird zusätzlich diagonal armiert.
Abschließend wird das eingebettete Armierungsgewebe noch einmal dünn mit Armierungsmasse überputzt.
 

Abb. 135 | Einbetten des Armierungsgewebes in die Armierungsmasse aus Lehmputz (links) bzw. Kalkputz (rechts) Abb. 135 | Einbetten des Armierungsgewebes in die Armierungsmasse aus Lehmputz (links) bzw. Kalkputz (rechts)

Endbeschichtung
Das Kondensat tolerierende ID-System ist in aller Regel dann besonders sicher, wenn die Feuchteabgabe aus dem Bauteil zurück ins Rauminnere ohne unnötige Barrieren erfolgen kann. Daher sollten die Beschichtungen diffusionsoffen sein. Bei hohen Feuchtelasten sind moderat dampfbremsende Beschichtungen die richtige Wahl.
Auf die ausgetrocknete Armierungsschicht können unterschiedliche Endbeschichtungen appliziert werden.
 
Folgende Endbeschichtungen sind in der Praxis gängig:

  • Mineralischer Deckputz: Bei mineralischen Deckputzen empfehlen sich Anstrichfarben auf Kalk- oder Silikatbasis
  • Lehmdeckputz: Als Anstrich von Lehmdeckputzen eigenen sich Lehmfarben oder anstreichbare Design-Lehmputze
  • Tapeten: Besonders eignen sich Tapeten, die eine gewisse Feuchtepufferung ermöglichen – wie Raufasertapeten und Tapeten auf Papierbasis.

 
Fliesen und Fliesenspiegel
 Auf Holzfaser-Innendämmsystemen sollten großflächig keine dampfdichten Oberflächen aufgebracht werden. Daher sind großflächige Fliesenbeschichtungen ungeeignet. Mit Ausnahme des Spritzwasserbereichs von Bädern sind jedoch Fliesenspiegel mit bis zu 1 m Breite möglich.
 

Befestigen von leichten und schweren Lasten

Befestigung von leichten Lasten
Kleinere Lasten wie Bilder, Leuchten usw. lassen sich schnell und einfach mit Spiraldübeln befestigen. Diese können sowohl vor als auch nach dem Verputzen der Dämmplatte eingeschraubt werden.
Die Tragfähigkeit eines Lastpunktes hängt neben der Art des Spiraldübels auch von der Festigkeit (Rohdichte) der Holzfaserdämmplatte ab. Die Lastaufnahme je Lastpunkt kann bis zu 10 kg betragen. Die freigegebenen Haltewerte (Lastaufnahme) sind beim Hersteller der Dämmstoffdübel zu erfragen.

Abb. 136 | Befestigung kleiner Lasten an Holzfaser-ID-Systemen mit Spiraldübeln Abb. 136 | Befestigung kleiner Lasten an Holzfaser-ID-Systemen mit Spiraldübeln

Befestigung von schweren Lasten
Heizkörper, Hängeschränke o. ä. werden durch die Holzfaserdämmplatte hindurch in die Bestandswand befestigt. Als Druckunterlage für hohe Drucklasten eignen sich Futter aus Vollholz oder spezielle Montagequader aus speziellem Hartschaum. Bei der Verwendung von Montagequadern ist unbedingt zu beachten, dass die Verankerung immer im Untergrund erfolgt, und nicht direkt im Montagequader.
Die freigegebenen Druckkräfte und Haltewerte (Lastaufnahme) sind beim Hersteller der Montagequader zu erfragen.

Abb. 137 | Befestigung schwerer Lasten bei Holzfaser-ID-Systemen mit Montagequader Abb. 137 | Befestigung schwerer Lasten bei Holzfaser-ID-Systemen mit Montagequader

Elektro- und Sanitärinstallationen
Die energetische Qualität einer Außenwand wird durch Elektro- und Sanitärinstallationen grundsätzlich geschwächt. Installationen bilden eine Wärmebrücke und beeinträchtigen je nach Ausführung die Luftdichtheit der Außenwand. Insofern gelten bei der Unterbringung von Installationen folgende Prioritäten:

  • Installationen in der Außenwand sind möglichst zu vermeiden und stattdessen in den angrenzenden Bauteilen unterzubringen.
  • Sollte eine Elektroinstallation in der Außenwand erfolgen, so ist diese im Sockelbereich oder hinter der Innendämmung in der Bestandswand bzw. in der neuen Klebe- / Armierungsschicht unterzubringen.

Luftundichtheiten sind unbedingt zu vermeiden. Wärmebrücken, die aufgrund des Eingriffes der Elektroinstallation in die Dämmung bzw. je nach Dämmdicke sogar bis ins Mauerwerk entstehen, sind so weit wie möglich zu begrenzen. Die Dicke der Innendämmung beeinflusst demnach die Wahl der Elektroinstallationsprodukte. Empfehlenswert ist der Einsatz besonders flacher und auf den Einsatzzweck in ID-Systemen speziell entwickelter Hohlwanddosen. Beim Setzen der Hohlwanddose soll wenn möglich zwischen Dose und Bestandswand eine Mindestdämmstoffdicke von 20 mm verbleiben. Bei Dämmstoffdicken unter 60 mm sind Innendämmungsdosen einzusetzen, die aufgrund einer speziellen Konstruktion eine feuchtigkeitsregulierende und dämmende Funktion aufweisen.

Abb. 138 | Besonders flache Hohlwanddose (35 mm) / Abb. 139 | Feuchtigkeitsregulierende und dämmende Dose speziell für Innendämm-Systeme Abb. 138 | Besonders flache Hohlwanddose (35 mm) / Abb. 139 | Feuchtigkeitsregulierende und dämmende Dose speziell für Innendämm-Systeme

Für in oder auf der Bestandswand verlegte Wasserleitungen und Heizungsrohre besteht nach Aufbringen der Innendämmung erhöhte Frostgefahr, da eine Innendämmung die Oberflächentemperatur der Bestandswand reduziert, die vor der Dämmmaßnahme noch durch die Raumluft erwärmt wurde. Solche Leitungen sind daher möglichst weit nach innen (z. B. Fußleisteninstallation), also raumseitig vor die Innendämmebene, zu verlegen.
 

Wand-Flächenheizungen
Für den Einsatz in Verbindung mit ID-Systemen aus Holzfaserdämmplatten sind grundsätzlich beide gängigen Flächenheizsysteme geeignet.

Wasserführende Systeme: Die Oberfläche der Holzfaserdämmplatten muss trocken und staubfrei sein. Die Klimaregister werden mit Schrauben in der Dämmung befestigt und durch Pressfittings miteinander verbunden. Vor Beginn der Verputzarbeiten muß eine Druckprüfung durchgeführt werden. Der Grundputz auf Lehm- oder Kalkbasis, in den die Rohre eingebettet werden, wird in mehreren Lagen aufgebracht und nach vollständiger Trocknung mit einem Feinputz abgeschlossen.
 

Abb. 140 | Befestigen der Klimaregister in der Dämmung (links) und auftragen des Grundputzes (rechts), hier auf Lehmbasis Abb. 140 | Befestigen der Klimaregister in der Dämmung (links) und auftragen des Grundputzes (rechts), hier auf Lehmbasis

Elektrobasierte Systeme (IR-Heizfolie): Das ca. 0,5 mm dicke diffusionsoffene und haftungsoptimierte Heizvlies wird vorzugsweise mittels Dünnbett-Spachtelmasse auf die ausgetrocknete Armierungsschicht auftragen. Die Verkabelung wird in das Dünnbett plan eingebettet. Alternativ kann das Heizvlies auch unterhalb der systemspezifischen Armierungsschicht direkt auf die trockenen und staubfreien Holzfaserdämmplatten appliziert werden (siehe Abb. 141 rechts). Das Heizverhalten verzögert sich dadurch, die Heizleistung wird jedoch nicht beeinträchtigt.

Abb. 141 | Carbon-Heizvlies (links) und Einbetten in Dünnbett-Spachtelmasse (rechts) direkt auf den Holzfaserdämmplatten Abb. 141 | Carbon-Heizvlies (links) und Einbetten in Dünnbett-Spachtelmasse (rechts) direkt auf den Holzfaserdämmplatten

Für alle Flächenheizsysteme gilt, dass die Putzkomponenten auf die ausgelegten Heiztemperaturen abgestimmt sein müssen. Diese betragen im Regelfall unter 40° C, im Einzelfall können sie jedoch auch höher liegen, z. B. wenn das Heizsystem in Teilbereichen abgedeckt wird.
Damit die Wandheizungen ihre maximale Leistung erzielen können, werden an die Putze hohe Anforderungen gestellt. So sollten die Beschichtungssysteme eine optimale Wärmespeicherung gewährleisten, hoch diffusionsfähig sein, und eine hohe Wärmeleitfähigkeit besitzen.

BILDNACHWEIS

CO2Bank
Abb. 130

Gutex Holzfaserplattenwerk H. Henselmann GmbH & Co. KG
Abb. 131, 132, 134, 135, 137

Günther Spelsberg GmbH + Co. KG
Abb. 138

Holzwerk Gebr. Schneider GmbH
Abb. 136

KAISER GmbH & Co. KG
Abb. 139

Steico SE
Abb. 129, 133

Udi Dämmsysteme GmbH
Abb. 141

WEM GmbH
Abb. 140

 

[44] Informationsdienst Holz: Holzfaserdämmstoffe, holzbau handbuch Reihe 4, Teil  5, Folge  2; 03-2021