Anwendungsbereich Dach

 

 

 

Unterdeckungen

Holzfaser-Unterdeckplatten
Abb. 20
Beispielhaftes Sortiment von Holzfaser-Unterdeckplatten; Dickenstaffelungen und Plattenprofilierungen variieren herstellerspezifisch
Abb. 1-4
Verlegung und Fixierung von Holzfaser-Unterdeckplatten direkt auf den Sparren
Abb. 21

Hydrophobierte Holzfaserdämmplatten werden seit über 60 Jahren als Unterdeckplatten eingesetzt und waren früher als „Bitumen-Holzfaserplatten“ in DIN 68 752 genormt.

Als zusätzliche wasserableitende Schicht unter der Eindeckung von geneigten Dächern stellen sie eine „regensichernde Zusatzmaßnahme“ für das Dach dar.

Der Begriff „Unterdeckung“ ist im Regelwerk des ZVDH (Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks) [22] definiert. Folgende Regelwerksteile nehmen ausführlich Bezug auf Anforderungen, Materialien und Ausführung:

ZVDH-Fachregeln Dachdeckungen – Zusatzmaßnahmen zur Regensicherheit [22a]

ZVDH-Merkblatt für Unterdächer, Unterdeckungen, Unterspannungen [22b]

ZVDH-Produktdatenblatt für Unterdeckplatten aus Holzfasern [22c]

Erläuternde Hinweise zur Ausführung von Unterdeckungen mit Unterdeckplatten enthält das Merkblatt „Anwendung von Unterdeckplatten aus Holzfasern” des vdnr [23].

Abb. 22 | Holzfaser-Unterdeckplatten bei geneigten Dächern mit Zwischensparrendämmung Abb. 22 | Holzfaser-Unterdeckplatten bei geneigten Dächern mit Zwischensparrendämmung

Eigenschaften, Anforderungen und Prüfverfahren von Unterdeckplatten sind mit DIN EN 14964 [24] genormt worden. Mit Latex, Naturharz, Paraffin o.ä. hydrophobierte Holzfaser-Unterdeckplatten werden nach Prüfung gemäß DIN EN 14 964 als „wasserundurchlässig“ eingestuft. Darüber hinaus wurde in einem umfangreichen Forschungsvorhaben [20] eine praxistaugliche Prüfung der Regensicherheit von Unterdeckungen aus Holzfaser-Unterdeckplatten entwickelt und zahlreiche Produkte erfolgreich geprüft. Mit diesem Prüfnachweis, der als Anforderung in das vorgenannte ZVDH-Produktdatenblatt [22c] aufgenommen wurde, sowie der Konformität mit den entsprechenden Produktnormen, können Holzfaser-Unterdeckplatten der Klasse UDP-A zugeordnet werden. Damit sind diese Produkte auch für die Ausführung von Behelfsdeckungen im Sinne des ZVDH-Regelwerkes geeignet. Produkt- und anwendungsabhängig deklarieren die Mitgliedsunternehmen hierfür einen Freibewitterungszeitraum von bis zu drei Monaten. Ergänzend wurde mittlerweile eine Reihe von Unterdeckplatten auf ihren Hagelwiderstand geprüft, wobei produkt- und dickenabhängig die höchste Widerstandsklasse HW5 – entspricht Hagelkörnern von 5 cm Durchmesser - erreicht wurde. Damit ist sogar ohne Dacheindeckung bzw. nach deren Zerstörung ein wirksamer Unwetterschutz gegeben. Hinsichtlich der Verlegetechnik wird unterschieden, ob die Unterdeckplatten lediglich über die Verfalzung der Plattenkanten, in der Regel eine Nut-und-Feder-Profilierung, verbunden werden, oder ob eine zusätzliche Verklebung oder Abklebung der Plattenfugen mit Systemzubehör erfolgt. Dabei sind die produkt- und herstellerspezifischen Mindestdachneigungen und Verarbeitungsrichtlinien zu beachten.

Bei Dächern mit Unterdeckungen aus Unterdeckplatten darf die Regeldachneigung des Eindeckungsmaterials höchstens um 8 Grad unterschritten werden. Auch hier sind die herstellerspezifischen Anwendungsgrenzen zu beachten.

Die Befestigung von Holzfaser-Unterdeckplatten erfolgt, indem die Platten zunächst mit Breitkopfnägeln oder Klammern an den Sparren fixiert werden (siehe Abb. 21). Nach Abkleben der Anschlüsse an First, Kehlen, Graten, Durchdringungen usw. wird die Konterlattung schub- und sogsicher mit Nägeln, maschinengängigen Nägeln oder Klammern durch die Platten in den Sparren befestigt. Da die Latten nicht direkt auf den Sparren aufliegen (sog. „Holz-Holz-Verbindung“), ist gemäß den Regeln der Technik die Lastabtragung rechnerisch nachzuweisen. Hierzu stellen die Mitgliedsunternehmen in ihren Verarbeitungsrichtlinien typisierte Nachweise für die verschiedensten Anwendungsfälle am Steildach bereit. Für Unterdeckplatten bis 60 mm Dicke gibt es zudem das BDZ-Merkblatt „Befestigung von Unterdeckplatten auf Satteldächern“ [25] mit ausführlichen Tabellenwerten.                         

Die Befestigung von Unterdeckplatten sowie Dämmelementen mit Unterdeckplattenfunktion über 60 mm Dicke erfolgt wie bei der nachfolgend beschriebenen Aufsparrendämmung mit für diesen Zweck allgemein bauaufsichtlich zugelassenen Schrauben.

Abb. 23 | Verlegeprinzip von Holzfaser-Unterdeckplatten direkt auf den Sparren Abb. 23 | Verlegeprinzip von Holzfaser-Unterdeckplatten direkt auf den Sparren

Das Verlegeprinzip für eine Verlegung direkt auf den Sparren zeigt Abb. 23. Die zulässigen Sparrenachsabstände sind produkt- und herstellerspezifisch. Sie hängen wesentlich von der Plattendicke und ggf. von der zusätzlichen Plattenverklebung ab. Die Platten sind im Verband zu verlegen mit einem Fugenversatz von mindestens einem Sparrenfeld.

Die Verlegung von Unterdeckplatten in Verbindung mit Aufsparrendämmungen wird im nachfolgenden Abschnitt behandelt.

Für das geneigte Dach ergeben sich mit Holzfaser-Unterdeckplatten eine Reihe von bauphysikalischen Vorzügen:

  • günstigere mittlere U-Werte, da die Wärmebrückenwirkung der Sparren verringert wird;
  • in der Sanierung können damit geringe Dämmschichtdicken aufgrund niedriger Sparrenhöhen kompensiert werden;
  • messbar verbesserter Schallschutz (bis +6 dB) [30] aufgrund poröser Plattenstruktur mit hohem Flächengewicht;
  • spürbar verbesserter Hitzeschutz durch hohe Wärmespeicherung;
  • Verringerung der Wärmeverluste durch verbesserte Winddichheit des Daches;
  • Dächer können diffusionsoffen und ohne chemischen Holzschutz (GK 0) ausgeführt werden.

Aufsparrendämmung

Verlegung einer mehrlagigen Aufsparrendämmung aus druckfesten Holzfaserdämmplatten und Holzfaser-Unterdeckplatten
Abb. 24

Aufsparrendämmungen mit Holzfaserdämm­platten sind dadurch gekennzeichnet, dass auf den von innen sichtbar bleibenden Sparren zunächst eine tragende und aussteifende Schalung aus gespundeten Brettern oder aus Holzwerkstoff­platten befestigt wird. Auf der Schalung wird eine Schalungsbahn mit verklebten Stößen verlegt, die als Luftdichtung und Dampfbremse fungiert. Mit dieser Maßnahme wird zugleich ein befristeter Witterungsschutz erzielt. Die Scha­lungsbahn wird an Traufe und Ortgang sowie an Durchdringungen mit Systemzubehör luftdicht angeschlossen. Gemäß DIN 4108-7 [09] und wie in den Abbildungen  25 und 26a dargestellt, erfolgt dies im Traufbereich mit zusätzlichen Konterspar­ren bzw. Aufschieblingen, mit denen die sonst zahlreichen, fehlerträchtigen Bahnendurchdrin­gungen vermieden werden. Mit Aufsparren­dämmungen ist der Vorteil verbunden, dass die innenliegenden tragenden Bauteile kontrollierbar bleiben und nicht den Feuchte- und Temperatur­schwankungen des Außenklimas unterliegen. Sie können daher der GK 0 zugeordnet werden.

Abb. 25 | Aufsparrendämmung mit Holzfaserdämmplatten und Holzfaser-Unterdeckplatten; Ausführung mit Kontersparren im Traufbereich Abb. 25 | Aufsparrendämmung mit Holzfaserdämmplatten und Holzfaser-Unterdeckplatten; Ausführung mit Kontersparren im Traufbereich

Für die ein- oder mehrlagige Dämmschicht, die bei der Aufsparrendämmung nicht durch Sparren in ihrer Dämmwirkung geschwächt wird, kom­men Holzfaserdämmplatten des Anwendungs­bereiches DAD zum Einsatz. Die Druckfestigkeit der Platten hat dabei Einfluss auf die spätere Ausführung der Konterlattenbefestigung.

Vorzugsweise wird die Dämmschicht mit einer Unterdeckung aus Holzfaser-Unterdeckplatten abgedeckt. Herstellerspezifisch sind jedoch auch diffusionsoffene Unterdeckbahnen möglich. Bei Dächern mit Dachüberstand ist die Verlegung der Holzfaser-Unterdeckplatten bis über die Vordach­schalung vorteilhaft, wie in Abb. 26a gezeigt. Neben der ungestörten, übergangslosen Wasserableitung wird damit die starke nächtliche Auskühlung des Dachüberstandes durch die Dämmwirkung der Holzfaser­platten wirksam reduziert. Ein Forschungsvorhaben [26] bestätigt, dass dadurch die Gefahr der Schimmelpilzbildung an der Unterseite des Dachüberstandes erheblich gemindert wird.

Abb. 26a | Querschnitt einer Aufsparrendämmung mit Holzfaserdämmplatten und Holzfaser-Unterdeckplatten; Ausführung mit Kontersparren im Traufbereich Abb. 26a | Querschnitt einer Aufsparrendämmung mit Holzfaserdämmplatten und Holzfaser-Unterdeckplatten; Ausführung mit Kontersparren im Traufbereich Abb. 26b | Wärmebrückennachweis für den Trauf- und Deckenanschluss in Abb. 26a Abb. 26b | Wärmebrückennachweis für den Trauf- und Deckenanschluss in Abb. 26a

Die notwendige schub- und sogsichere Befe­stigung von Dämmschicht, Unterdeckplatte und Konterlatten erfolgt mit zugelassenen Sparrenschrauben (siehe Abb. 27), wobei je nach Druckfestigkeit der Holzfaserdämmplatten zwei Befestigungs­varianten zu unterscheiden sind: Bei Dämmplatten mit weniger als 50 kPa Druckfestigkeit (Druckspannung bei 10% Stauchung) kommen Doppelgewindeschrauben in V-förmiger Anord­nung zum Einsatz, deren Unterkopfgewinde die Konterlattung und damit die Eigen- und Schneelasten des Daches trägt. Einzelne Schrau­ben zur Windsogsicherung werden senkrecht zu den Sparren eingeschraubt. Dämmplatten mit mindestens 50 kPa Druckfestigkeit können mit Einfachgewindeschrauben in sogenannter „kon­tinuierlicher Verschraubung“ befestigt werden. Hierbei trägt der Dämmstoff die Belastung, und es werden auch einige Schrauben zur Windsogsicherung senkrecht eingeschraubt.

Für beide Befestigungstechniken stehen Typen­statiken der Schraubenhersteller zur Verfügung, und die objektbezogene Statikempfehlung wird in der Regel als kostenloser Service angeboten.

Abb. 27 | Befestigung von Aufsparrendämmungen mit Doppelgewindeschrauben (links) oder mit Einfachgewindeschrauben (rechts) Abb. 27 | Befestigung von Aufsparrendämmungen mit Doppelgewindeschrauben (links) oder mit Einfachgewindeschrauben (rechts)

Aufsparrendämmungen aus Holzfaserdämm­platten kommen bei Neubaumaßnahmen und Altbausanierungen gleichermaßen zum Einsatz und überzeugen durch ihre hervorragenden bauphysikalischen Eigenschaften. Der orientierende U-Wert für Dächer wird beim GEG-Referenzgebäude [21] für neu zu errichtende, beheizte Wohngebäude mit ≤ 0,20 W/(m² K) angegeben. Dies gilt gleichermaßen für Dächer mit Auf- oder Zwischensparrendämmung sowie für gedämmte Flachdächer. Soll das „Vereinfachte Nachweisverfahren (GEG-EASY) für ein zu errichtendes Wohngebäude“ gem. GEG [21], § 31 und Anlage 5 angewendet werden, gilt für Dachflächen und Dachgauben ein U-Wert von ≤ 0,14 W/(m² K).

Abb. 28 | Regelquerschnitt einer Aufsparrendämmung aus Holzfaserdämmplatten und Holzfaser-Unterdeckplatten Abb. 28 | Regelquerschnitt einer Aufsparrendämmung aus Holzfaserdämmplatten und Holzfaser-Unterdeckplatten
Abb. 29 | Beispielhafte bauphysikalische Angaben für Regelquerschnitte nach Abbildung 28 Abb. 29 | Beispielhafte bauphysikalische Angaben für Regelquerschnitte nach Abbildung 28

Über die Angaben in Abb. 29 hinaus liegen zahlreiche produkt- und herstellerspezifische Nachweise in Form von Berech­nungen, Prüfberichten und allgemeinen bauauf­sichtlichen Prüfzeugnissen vor, die bei Planung und Ausführung zu beachten sind.

Zwischensparren- / Untersparrendämmung

Zwischensparrendämmung mit flexiblen Holzfaserdämmplatten
Abb. 30

Der Einbau von Dämmschichten zwischen den Sparren, ggf. kombiniert mit einer Untersparrendämmung kommt vor allem dann in Betracht, wenn die Dacheindeckung und Unterdeckung bereits vorhanden ist.

Kennzeichnend für diese Konstruktionsvariante ist eine abschließende, raumseitige Bekleidung aus Gipsplatten, Holzwerkstoffplatten oder Profilholz.

Abb. 31-1 | Zwischensparrendämmung aus flexiblen Holzfaserdämmplatten oder Holzfasereinblasdämmstoff, kombiniert mit einer Untersparrendämmung aus flexiblen Dämmplatten zwischen der raumseitigen Lattung Abb. 31-1 | Zwischensparrendämmung aus flexiblen Holzfaserdämmplatten oder Holzfasereinblasdämmstoff, kombiniert mit einer Untersparrendämmung aus flexiblen Dämmplatten zwischen der raumseitigen Lattung Abb. 31-2 | Zwischensparrendämmung wie oben, aber mit Untersparrendämmung aus druckfesten, profilierten Holzfaserdämmplatten Abb. 31-2 | Zwischensparrendämmung wie oben, aber mit Untersparrendämmung aus druckfesten, profilierten Holzfaserdämmplatten

Für die Dämmschicht zwischen den Sparren kommen mit dem erforderlichen Übermaß exakt zugeschnittene flexible Holzfaserdämmmatten oder Holzfaser-Einblasdämmstoffe zum Einsatz. Der Zuschnitt der Holzfaserdämmmatten erfolgt nach Herstellerangabe. Dafür stehen auf die flexiblen Matten abgestimmte Schneidegeräte zur Verfügung. Eine zusätzliche Untersparrendämmung mindert einerseits den Wärmebrückeneffekt der Sparren, andererseits kann dadurch die Zwischensparrendämmschicht und damit oft auch die Sparrenhöhe deutlich niedriger ausfallen. Für die zusätzliche Dämmschicht unter dem Sparren kommen entweder druckfeste und biegesteife Holzfaserdämmplatten zum Einsatz, die mit umlaufenden Nut-und-Feder-Profilen ausgerüstet sind. Damit können die Dämmplatten, wie in Abb. 31-2 dargestellt, im Verband und praktisch verschnittfrei an der Sparrenunterseite verlegt werden. Oder es wird, wie in Abb. 31-1 dargestellt, der Hohlraum zwischen der raumseitigen Lattung mit flexiblem Holzfaserdämmstoff ausgefüllt.

Mit Zwischensparrendämmungen lassen sich überzeugende bauphysikalische Resultate erzielen (siehe Abb. 34), insbesondere bei Kombination mit einer Untersparrendämmung. Vorliegende Prüfberichte bestätigen z. B. Bestwerte beim Schallschutz [30]. Durch die Dickenkombination von Untersparrendämmung und Holzfaser-Unterdeckplatte können Wärmeschutz und sommerlicher Hitzeschutz auch höchsten Ansprüchen gerecht werden. Brandschutz bis F 30-B wird einfach über die Dimensionierung der raumseitigen Bekleidung aus Gipsfaser- oder Gipskarton-Feuerschutzplatten erzielt.

Abb. 32 | Mobile Schneidetechnik für den schnellen und exakten Zuschnitt von flexiblen und druckfesten Holzfaserdämmstoffen Abb. 32 | Mobile Schneidetechnik für den schnellen und exakten Zuschnitt von flexiblen und druckfesten Holzfaserdämmstoffen

In der Praxis werden oft auch andere Zwischensparren-Dämmstoffe mit der o.g. Unterdeckung und Untersparrendämmung aus Holzfaserplatten kombiniert. Gängig sind z. B. Zellulose-Einblasdämmung oder flexible Platten bzw. Matten aus Mineralwolle, Flachs, Hanf usw..

Mit Holzfaserdämmstoffen gedämmte Dächer können sehr diffusionsoffen – aber selbstverständlich luft- und winddicht – bei gleichzeitiger Tauwasserfreiheit ausgeführt werden. Dabei sorgt die Fähigkeit des Dämmstoffes, auch unplanmäßige Feuchteeinträge in die Konstruktion schadlos zu speichern und später wieder abzugeben, für zusätzliche Sicherheit.

Mit Holzfaserdämmstoffen gedämmte Bauteile können unter Beachtung der DIN 68800-2 [53] der Gebrauchsklasse 0 (GK 0) zugeordnet werden.

Abb. 33 | Regelquerschnitt einer Zwischen- und Untersparrendämmung aus Holzfaserdämmstoffen sowie Holzfaser-Unterdeckplatten Abb. 33 | Regelquerschnitt einer Zwischen- und Untersparrendämmung aus Holzfaserdämmstoffen sowie Holzfaser-Unterdeckplatten
Abb. 34 | Beispielhafte bauphysikalische Angaben für den Regelquerschnitt in Abb. 33 Abb. 34 | Beispielhafte bauphysikalische Angaben für den Regelquerschnitt in Abb. 33

Hinweis: Der rechnerische Nachweis des Tauwasserschutzes für Zwischensparrendämmungen ist – wie auch für alle übrigen Bauteile der Gebäudehülle –  immer dann erforderlich, wenn von den „nachweisfreien“ Bauteilen in DIN 4108-3 [29] abgewichen wird. Dies ist zum Beispiel bei Kombination mit Untersparrendämmungen der Fall, wenn der Wärmedurchlasswiderstand der Bauteilschichten unterhalb der Dampfbremsbahn mehr als 20% des Gesamtwärmedurchlasswiderstandes im Gefachbereich beträgt. Bei den in Abb. 34 gezeigten Konstruktionen trifft dies bei der Variante-2 mit 60 mm Untersparrendämmung zu, die allerdings aufgrund des rechnerischen Nachweises nach dem Periodenbilanzverfahren durchweg als „tauwasserfrei“ bewertet werden können. Dagegen wird bei allen Konstruktionen der Variante-1 mit 40 mm Untersparrendämmung die 20%-Regel eingehalten, sodass  diese Bauteile als „nachweisfrei“ gelten – und selbstverständlich ebenfalls tauwasserfrei sind.

Abb. 35a | Zwischensparrendämmung mit Holzfaserdämmplatten/Holzfasereinblasdämmstoff und Holzfaser-Unterdeckplatten Abb. 35a | Zwischensparrendämmung mit Holzfaserdämmplatten/Holzfasereinblasdämmstoff und Holzfaser-Unterdeckplatten Abb. 35b | Wärmebrückennachweis für den Ortgang-/ Wandanschluss in Abb. 35a Abb. 35b | Wärmebrückennachweis für den Ortgang-/ Wandanschluss in Abb. 35a

Neben den exemplarisch dargestellten Ausführungsvarianten stellen die Anbieter von Holzfaserdämmstoffen zahlreiche weitere Konstruktionsvorschläge mit bauphysikalischen Nachweisen zur Verfügung. Die Hersteller bieten darüber hinaus objektspezifische Beratungen zur Ausführung und Dimensionierung der Konstruktionen an.

Dämmung von Flachdächern

Insbesondere sogenannte „Leichtdächer“ mit Tragwerken aus Holz und einer Schalung aus Brettern oder Holzwerkstoffen sowie Tragwerken aus Stahl und Trapezblech können mit Dämmschichten aus Holzfaserdämmstoffen hinsichtlich Schall- und Hitzeschutz deutlich aufgewertet werden.

Abb. 36 | Verlegung von druckfesten Holzfaserdämmplatten für das Flachdach Abb. 36 | Verlegung von druckfesten Holzfaserdämmplatten für das Flachdach

Die Verwendung von Holzfaserdämmstoffen bei Dächern mit Abdichtungen wird unterteilt in belüftete und nicht belüftete Dächer.

Bei belüfteten Dächern in Holzbauweise werden flexible Dämmplatten oder loser Einblasdämmstoff zwischen Dachbalken oder -trägern eingebracht, die oberseitig mit einer Holzfaser-Unterdeckplatte beplankt sind. Hierdurch wird sowohl der Wärmebrückeneffekt des Tragwerkes gemindert als auch die Winddichtheit des Bauteils verbessert. Die Abdichtung wird dann von einer unterlüfteten Schalung aus Holz oder Holzwerkstoffen aufgenommen, die wiederum auf einer Abstands- oder Konterlattung angeordnet wird. Der Lüftungsquerschnitt sowie die Be- und Entlüftungsöffnungen sind gem. DIN 68800-2 [53] zu bemessen. Im Sinne dieser Holzschutz-Norm sowie der Feuchteschutz-Norm DIN 4108-3 [29] ist das Beispiel in Abb. 37a eine „nachweisfreie Konstruktion“ und wurde der Broschüre „Holzschutz – Bauliche Maßnahmen“ [47] des INFORMATIONSDIENST HOLZ entnommen.

Abb. 37a | Flachdachdämmung eines belüfteten Holzbalkendaches Abb. 37a | Flachdachdämmung eines belüfteten Holzbalkendaches

Mit unbelüfteten Dächern sind hier Konstruktionen gemeint, bei denen der gesamte Dachaufbau aus Dampfsperre, Dämmung und Abdichtung oberhalb des Tragwerkes angeordnet wird. Dies können Unterkonstruktionen aus Beton bzw. Leichtbeton, Trapezblech, Massivholzelementen oder Holzbalken bzw. -träger mit oberseitiger Schalung sein. Zum Einsatz kommen Dämmplatten des Anwendungsbereiches DAA mit hoher (DAA-dh) bzw. sehr hoher (DAA-ds) Druckfestigkeit sowie einer Begrenzung der Wasseraufnahme (WS1,0). Die Dämmung wird vorzugsweise mehrlagig mit versetzten Fugen verlegt oder es werden profilierte Dämmplatten verwendet.

Als Dachabdichtung kommen alle Bahnenmaterialien in Betracht, die in der Flachdachrichtlinie des ZVDH [22d] aufgeführt sind. Die notwendige Lage- und Sogsicherung des gesamten Dachaufbaus wird entweder durch mechanische Befestigung oder durch eine Auflast aus Kies bzw. Betonplatten oder eines Gründaches gewährleistet. Damit ist auch der Nachweis einer harten Bedachung entsprechend DIN 4102-4 [17] gegeben.

Abb. 37b | Flachdachdämmung eines unbelüfteten Holzbalkendaches mit Schalung aus Brettern oder Holzwerkstoffplatten Abb. 37b | Flachdachdämmung eines unbelüfteten Holzbalkendaches mit Schalung aus Brettern oder Holzwerkstoffplatten

Altbausanierung

Füllung der kompletten Sparrenhöhe mit Holzfaserdämmung
Abb. 38
Abb. 39 | Luftdichter Anschluss an Giebelmauer Abb. 39 | Luftdichter Anschluss an Giebelmauer
Abb. 40 | Dachmodernisierung von außen – flexible Holzfaserdämmung als Gefachdämmung, diffusionsoffene Luftdichtungsbahn, Holzfaserdämmplatte als Unterdeckung Abb. 40 | Dachmodernisierung von außen – flexible Holzfaserdämmung als Gefachdämmung, diffusionsoffene Luftdichtungsbahn, Holzfaserdämmplatte als Unterdeckung

Eine Sanierung von außen bei der Neu- oder Umdeckung von nicht oder unzureichend gedämmten Dächern bietet sich vor allem dann an, wenn eine erhaltenswerte raumseitige Bekleidung, beispielsweise eine Putzdecke, vorhanden ist.

Eine vorhandene Zwischensparrendämmung wird bis Oberkante Sparren mit flexiblem Holzfaserdämmstoff aufgefüllt, oder es wird eine komplett neue Dämmung eingebaut. Die neue Unterdeckung wird aus diffusionsoffenen Holzfaser-Unterdeckplatten in der wärmeschutztechnisch notwendigen Dicke ausgeführt. Bei verputzten Decken kann in der Regel auf eine zusätzliche Dampfbremsbahn verzichtet werden, wenn der diffusionsbedingte Tauwasserschutz rechnerisch nachgewiesen wird. Vorraussetzung für diese Sanierungsvariante ist eine funktionsfähige luftdichte Bauteilebene. Dies kann über einen „Blower-Door-Test“ nachgewiesen oder aber durch den Einbau einer luftdichten, diffusionsoffenen Bahn direkt oberhalb der Gefachdämmung hergestellt werden, wie in Abb. 40 und 41 dargestellt.

Abb. 41 | Sanierung eines Daches von außen mit flexiblem Holzfaserdämmstoff und dicken Holzfaser-Unterdeckplatten bei Erneuerung oder Umdeckung der Dacheindeckung Abb. 41 | Sanierung eines Daches von außen mit flexiblem Holzfaserdämmstoff und dicken Holzfaser-Unterdeckplatten bei Erneuerung oder Umdeckung der Dacheindeckung

Eine Sanierung von innen kommt dann in Betracht, wenn Dacheindeckung, Unterspannung bzw. Unterdeckung und ggf. bereits vorhandene Zwischensparrendämmung noch intakt und funktionstüchtig sind. Eine vorhandene raumseitige Bekleidung wird entfernt und nach Verlegung einer neuen Dampfbrems- und Luftdichtungsbahn eine durchgängige Untersparrendämmung montiert (zum Tauwasserschutz siehe Hinweis im Abschnitt „Zwischen- / Untersparrendämmung“).

BILDNACHWEIS

Dipl.-Ing. F. Förster
Abb. 22, 25, 26a, 27, 28, 29, 31-1, 31-2, 33, 34, 35a, 37a, 41

Dipl.-Ing. F. Förster & Bauwerk, Ingenieurbüro für Bauphysik
Abb. 26b, 35b

Gutex Holzfaserplattenwerk H. Henselmann GmbH & Co. KG
Abb. 24

Sonae Arauco Deutschland GmbH
Abb. 20

Soprema GmbH NL Leutkirch
Abb. 1-4, 23, 37b

Steico SE
Abb. 21, 30, 32, 36, 38, 39, 40

[09] DIN 4108-7: 2011-01 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 7: Luftdichtheit von Gebäuden – Anforderungen, Planungs- und Ausführungsempfehlungen sowie –beispiele
[11] DIN 4109-33:2016-07 Schallschutz im Hochbau – Teil 33: Daten für die rechnerischen Nachweise des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Holz-, Leicht- und Trockenbau
[17] DIN 4102-4:2016-05 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – Teil 4: Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile
[18a] Holzwerk Gebr. Schneider GmbH: Allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis Nr. P-SAC02/III-924 MFPA Leipzig GmbH; 05-2019
[18b] Holzwerk Gebr. Schneider GmbH: Klassifizierungsbericht Nr. KB 3.2/18-221-2 MFPA Leipzig GmbH; 03-2019
[20] Holzforschung Austria: Forschungsvorhaben Nr. 804949 zur „Regensicherheit von Unterdachsystemen“; 03-2003
[21] BMWi / BMU: Gesetzt zur Einsparung von Energie und zur Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteerzeugung in Gebäuden (Gebäudeenergiegesetz – GEG); 01-2023
[22] Deutsches Dachdeckerhandwerk – Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) – Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik e.V.: Regelwerk DDH
[22a] ZVDH - Fachregel für Dachdeckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen, Abs. 1.3 Zusatzmaßnahmen zur Regensicherheit; 12-2012 mit Änderungen 2016 | Gelbdruck 07-2023
[22b] ZVDH - Merkblatt für Unterdächer, Unterdeckungen, Unterspannungen; 01-2010 | Gelbdruck 07-2023
[22c] ZVDH - Produktdatenblatt für Unterdeckplatten aus Holzfasern; 12-2012
[22d] ZVDH - Fachregel für Abdichtungen – Flachdachrichtlinie; 12-2016 mit Änderungen 2017, 2019 und 2020 | Gelbdruck 07-2023
[23] vdnr - Verband Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen e. V.: Merkblatt „Anwendung von Unterdeckplatten aus Holzfasern“; 05-2019
[24] DIN EN 14964:2007-01 Unterdeckplatten für Dachdeckungen – Definitionen und Eigenschaften; Deutsche Fassung EN 14964:2006
[25] Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister (BDZ): Merkblatt „Befestigung von Unterdeckplatten auf Satteldächern"; 11-2022
[26] Fraunhofer IRB Verlag; S. Winter, D. Schmidt, H. Schopbach: Bauforschung für die Praxis Band 66, „Schimmelpilzbildung bei Dachüberständen und an Holzkonstruktionen“; 2004
[27] Soprema GmbH NL Leutkirch: PAVATEX-Wärmebrückenkatalog 1.1
[28] Soprema GmbH NL Leutkirch: PAVATEX-Wärmebrückenkatalog 1.2
[29] DIN 4108-3:2018-10 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden - Teil 3: Klimabedingter Feuchteschutz - Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hinweise für Planung und Ausführung
[30] ita - Ingenieurgesellschaft für technische Akustik mbH: Forschungsarbeit „Schallschutz von geneigten Dächern und Dachflächenfenstern“; 2008
[47] Informationsdienst Holz: „Holzschutz - Bauliche Maßnahmen", holzbau handbuch Reihe 5, Teil 2, Folge 2; 01-2023
[53] DIN 68800-2:2022-02 Holzschutz – Teil 2: Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau