Anschlüsse und Fugen

 

 

 

Sockelanschlüsse

Im Bereich des Sockels ist auf einen sauber detaillierten Übergang von der erdberührenden Perimeterdämmung zum Holzfaser-WDVS zu achten. Zwischen Sockelschiene und ggf. Sockeldämmung ist stets ein Fugendichtband anzuordnen. Ohne besondere Maßnahmen muss der Abstand zwischen OK T = Oberkante Terrain und Unterkante (UK) Schwelle nach DIN 68800-2:2022-02, Abschnitt 5.2.1.3. [53] mindestens 30 cm betragen (siehe Abb. 104). In diesem Abstand ist ein Sicherheitszuschlag für den Fall eines unklaren späteren Geländeverlaufs enthalten. Bild A.10 der DIN 68800-2 kann entnommen werden, dass der Abstand bei gesichertem späterem Geländeverlauf auf 15 cm reduziert werden kann.

Der Abstand zwischen OK Terrain und UK Schwelle kann auch durch die Anordnung eines Kiesstreifens mit mindestens Korngröße 16/32, einer empfohlenen Breite von 30 cm* (Mindestbreite 15 cm gem. DIN 68800-2 [53]) und einem Mindestabstand von Außenkante Schwelle zur Außenkante Kiesstreifen von 30 cm oder einer Wasser ableitenden Oberfläche mit mind. 2 % Gefälle auf 15 cm reduziert werden (siehe Abb. 105 und 106).

Mit einer zusätzlichen geeigneten Abdichtungsmaßnahme nach DIN 18533 [56] und einem mind. 30 cm breitem Kiesstreifen kann der Abstand auf 5 cm reduziert werden (siehe Abb. 107).

Weitere Hinweise enthält z. B. der Forschungsbericht [57] sowie DIN 68800-2 [53].

 

Abb. 104 - 107 | Sockelausführungen (siehe auch Details 1.1.1, 1.1.2, 1.1.3 und 1.2.1) Abb. 104 - 107 | Sockelausführungen (siehe auch Details 1.1.1, 1.1.2, 1.1.3 und 1.2.1)

Fensteranschlüsse

Der fachgerechte Anschluss des Wärmedämm-Verbundsystems sowie der Fensterbänke an das Fenster ist für die Gebrauchstauglichkeit des Gebäudes von besonderer Bedeutung. Generell gilt, dass diese Anschlussbereiche zu planen sind, dies liegt im Verantwortungsbereich des Planers (bzw. falls kein Planer beteiligt ist, übernimmt der Fachunternehmer die Planungsleistung). Durch eine vorausschauende Planung sowie eine frühzeitige gewerkeübergreifende Abstimmung können Probleme bei der Ausführung und daraus resultierende Schäden bereits im Vorfeld vermieden werden.

Generell ist darauf zu achten, dass in bewitterten Bereichen ein Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern ist und etwaig eingedrungene Feuchtigkeit kontrolliert nach außen geführt wird. Bereits in der Bauphase sind diesbezüglich Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen und bei Bewitterung horizontale Schnittkanten abzudecken.

Dem Anschluss zwischen Fenster, Fensterbank und Dämmsystem kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. Dies gilt besonders im Holzbau, bei dem dauerhaft eindringende Feuchtigkeit zu einer Schädigung der Holzkonstruktion führen kann.

Neben der Ausführung von schlagregendichten Fensterbanksystemen unter Beachtung der angrenzenden Anschlüsse (Fugen und Nuten bei Fensterrahmen, Ecken und Bewegungen bei Fensterbänken) wird eine erhöhte Sicherheit durch den Einbau einer zweiten wasserführenden Ebene unterhalb der Fensterbank erreicht. Eine Erhöhung der Gebrauchstauglichkeit und dauerhaften Sicherheit wird erzielt. Die WDVS Anbieter stellen auf ihre Systeme abgestimmte Lösungen zur Verfügung.

Die schlagregendichte Fensterbank ist

  • mit einem Gefälle von mind. 5° (8 %) nach außen einzubauen
  • mind. 20 mm bezogen auf die Abtropfkante über das Putzsystem überstehen zu lassen, empfohlen wird 30 bis 40 mm
  • mit Fugendichtungsbänder für die Anschlussbereiche der Beanspruchungsgruppe BG 1 einzubauen
  • mit Bordprofilen einer Mindestbreite der horizontalen Aufstandsfläche von 18 mm zu versehen
  • lage- und positionsgesichert einzubauen – Schutz vor Windbeanspruchung
  • unter Berücksichtigung der thermischen Längenänderung zu konzeptionieren – Gleit- Bordprofile bieten hier eine erhöhte Sicherheit
  • bei Längen über 3 m mit einem wasserdichten Dehnungsstoß auszubilden

Für den Fugenanschluss der Putzträgerplatte an den Fensterrahmen sind vorkomprimierte Fugendichtungsbänder der Beanspruchungsgruppe BG 1 gemäß DIN 18542 [58] bündig zur Außenfläche der Dämmplatte zu setzen. PU-Ortschäume oder Silikondichtmassen sind nicht geeignet. Leibungsplatten optimieren hier den Arbeitsablauf. Die Leibungsplatte sollte mit einem Versatz, abgestimmt auf die Dicke des Putzsystems, zur vorderen Kante des Bordprofils angeordnet werden, damit mit der Putzbeschichtung ein bündiger Abschluss mit dem Schenkel des Bordprofils geschaffen werden kann.

Rollladenführungsschienen sind auf die Fensterbank zu entwässern. Voraussetzung dafür ist, dass sich die Rollladenführungsschienen innerhalb der seitlichen Aufkantungen befinden. Zudem dürfen Rollladenführungsschienen max. 8 mm oberhalb der Fensterbank enden und dürfen nicht direkt auf der Fensterbank aufstehen.

Empfohlen wird, dass die Leibungsbereiche bereits vor Montage der Rollladenführungsschienen verputzt werden.

Abb. 108 | Fensterbankeinbau mit 2. Dichtungsebene für schlagregenbeanspruchte Bereiche (siehe auch Detail 4.2.1) Abb. 108 | Fensterbankeinbau mit 2. Dichtungsebene für schlagregenbeanspruchte Bereiche (siehe auch Detail 4.2.1) Abb. 109 | Vorkonfektionierte Dämm- und Dichtkeile für den Fensterbankeinbau (siehe ② in Abb. 108) Abb. 109 | Vorkonfektionierte Dämm- und Dichtkeile für den Fensterbankeinbau (siehe ② in Abb. 108)

Türanschluss

Bei ebenerdigen Austritten, die im Hinblick auf eine barrierefreie Bauweise gem. DIN 18040-2 [65] lediglich technisch notwendige Türschwellen bis 20 mm Höhe aufweisen dürfen, liegen die Holzschwellen der Wandelemente i.d.R. unterhalb der endgültigen Geländeoberkante. Um den notwendigen Spritzwasserschutz zu erreichen, muss die Spritzwasserebene durch Entwässerungsrinnen mit aufgelegten Gitterrosten abgesenkt werden.

Abb. 110 | Ebenerdiger Terrassenaustritt mit Entwässerungsrinne (siehe auch Detail 1.1.4) Abb. 110 | Ebenerdiger Terrassenaustritt mit Entwässerungsrinne (siehe auch Detail 1.1.4)

Durchdringungen

Offene bewitterte Stirnflächen der Putzträgerplatten sind während der Bauphase gegen eindringende Feuchte zu schützen. Im Bereich von Durchdringungen sind die Holzfaserdämmplatten an die durchdringenden Bauteile mittels vorkomprimierten Fugendichtbändern BG1 dauerhaft schlagregendicht anzuschließen. Die Putzschichten sind mittels Trennschnitt oder Putzabschlussprofil bzw. Putz-Trennband zu entkoppeln.

Für Rauchrohrdurchdringungen sind in Wänden aus brennbaren Materialien gemäß der Feuerungsverordnung des Bundeslandes [59], der DIN 18160-1 [60] und nach Maßgabe des zuständigen Schornsteinfegers i.d.R. in einem Abstand von mehr als 200 mm vom durchdringenden Bauteil nichtbrennbare, formbeständige Baustoffe geringer Wärmeleitfähigkeit anzuordnen. Alternativ kann um das Rauchrohr ein nicht brennbares und formbeständiges Schutzrohr angeordnet werden, das umlaufend einen Abstand von 200 mm zum Rauchrohr aufweist. Geprüfte Lösungen von Kamin- oder Rauchrohrherstellern sind im Markt verfügbar.

Abb. 111 | Rauchrohrdurchführung Abb. 111 | Rauchrohrdurchführung

Fugen im Bereich des Geschossüberganges

Alle WDVS, auch Holzfaser-WDVS, sind empfindlich gegenüber größeren Vertikalverformungen, wie sie infolge von elastischen Verformungen, Setzungen und Schwindverformungen der Unterkonstruktion, insbesondere im Bereich der horizontalen Geschossstöße im Holzbau, auftreten können. Große Vertikalverformungen führen zu sogenannten Quetschfalten, können aber bei sorgfältiger Planung und Ausführung mit einfachen Mitteln vermieden werden.

Im horizontalen Geschossstoß von Holzbauten werden in die Wand einbindende Deckenbalken, Kopfhölzer und Fußschwellen übereinander angeordnet. Dieses senkrecht zur Faser beanspruchte Bündel von Holzbauteilen kann je nach Gebäudeabmessungen und Konstruktion eine Höhe von 300 bis 350 mm besitzen.

Abb. 112 | Prinzip Geschossübergang bei aufgelegter Holzbalkendecke (siehe auch Detail 2.1.1) Abb. 112 | Prinzip Geschossübergang bei aufgelegter Holzbalkendecke (siehe auch Detail 2.1.1)

Geht man davon aus, dass alle Bauteile aus Vollholz ausgeführt und dass alle Vollhölzer gemäß VOB ATV DIN 18334 [61] mit einer Holzfeuchte von ≤ 18 % eingebaut werden, so ergibt sich bei Ansatz eines rechnerischen Schwindmaßes von 0,25 % pro % Holzfeuchteänderung alleine aus der Nachtrocknung auf angenommene 10 % Ausgleichsfeuchte ein rechnerisches Schwindmaß von 7 mm.

Zu dieser Schwindung aus Nachtrocknung kommen bei voller Querdruckbeanspruchung lastabhängige Verformungen von cirka 2 mm hinzu.

Weitere lastabhängige Verformungen sind infolge nicht ebener Auflagerung von Wandscheiben bei Verschmutzungen oder überstehenden Verbindungsmitteln unterhalb der Rähme zu erwarten, da sich diese mit der Zeit in das Holz hineindrücken.

  • Zur Reduzierung dieser für ein WDVS unzuträglichen Verformungen sind im Geschossstoß entweder Randbohlen aus schwindarmen und trockenen Holzwerkstoffen (z. B. Furnierschichtholz oder OSB-Platten) vorzusehen oder aber es muss das Schwindpotential der einbindenden Deckenbalken durch neben die Balken angeordnete Stellhölzer mit lotrechter Faserrichtung kompensiert werden.
     
  • Durchlaufende Randbohlen reduzieren zugleich die lastabhängigen Querdruckverformungen. Ohne durchlaufende Randbohlen können Querdruckverformungen durch Vergrößerung der Auflager- bzw. Aufstandsflächen reduziert werden.
     
  • Nachträgliche Setzungen durch unebene Auflagerung, Verschmutzungen oder überstehende Verbindungsmittel sind durch organisatorische Maßnahmen während der Montage leicht zu vermeiden.
     
  • Beim Zusammenbau der Bauteile ist zudem auf druck- und zugfeste Ausbildung der Anschlüsse zu achten, damit keine Setzungen infolge ungewollter Verschiebungen der Bauteile auftreten können.
     
  • Das Putzsystem sollte erst dann flächendeckend aufgebracht werden, wenn die Auflasten wie beispielsweise Dachsteine und Estriche der verschiedenen Geschosse eingebracht wurden.
     
  • Für das WDVS bietet es sich an, sogenannte Geschossbinden oder Passstücke nachträglich passgenau über dem Anschlussbereich anzuordnen. Fugen sind in diesem Bereich zu vermeiden. Hierbei ist im Besonderen darauf zu achten, dass druckfestes Fugenmaterial nur bei Einbringung über die gesamte Dämmstofftiefe wirksam werden kann.

Dehnungsfugen

Bauwerksbedingte Dehnfugen (z. B. Bauteilanschlüsse oder Materialwechsel zwischen Geschossen) sind auch durch das Holzfaser-WDVS hindurch auszubilden.

Die Fugen sind im Bereich des Holzfaser-WDVS schlagregendicht auszubilden.

Hierzu sind in der Fläche Dehnfugenprofile und bei Bauteilanschlüssen geeignete vorkomprimierte Fugendichtbänder der Beanspruchungsgruppe BG1 nach DIN 18542 zu verwenden.

Abb. 113 | Dehnungsfugenprofil (links) und Gleitlagerprofil (rechts) Abb. 113 | Dehnungsfugenprofil (links) und Gleitlagerprofil (rechts)

BILDNACHWEIS 

APU AG
Abb. 113

Dipl.-Ing. F. Förster
Abb. 104, 105, 106, 107, 110, 112

Holzwerk Gebr. Schneider GmbH
Abb. 108, 109

Schiedel GmbH & Co. KG
Abb. 111

[53] DIN 68800-2:2022-02  Holzschutz – Teil 2: Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
[56] DIN 18533-1/-2/-3:2017-07  Abdichtung von erdberührten Bauteilen - Teil 1, 2 und 3
[57] Holzforschung Austria:  Holzhausbau – Architektur versus Technik - Teil 1: Sockelanschluss, Forschungsbericht F408-F422; 02-2009
[58] DIN 18542:2020-04  Imprägnierten Fugendichtungsbändern aus Schaumkunststoff zur Abdichtung von Außenwandfugen – Anforderungen und Prüfung
[59] IS-ARGEBAU: Muster-Feuerungsverordnung (MFeuV); 09-2007, zuletzt geändert 09-2017
[60] DIN 18160-1:2023-02  Abgasanlagen – Teil 1: Planung und Ausführung
[61] DIN 18334:2023-09„Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Zimmer- und Holzbauarbeiten“
[65] DIN 18040-2: 2011-09  Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 2: Wohnungen
   
 

Weiterführende Literatur

Österreichische Arbeitsgemeinschaft Fensterbank: Richtlinie für den Einbau von Fensterbänken bei WDVS- und Putzfassaden; 03-2020
 

Gütegemeinschaft Wärmedämmung von Fassaden e. V.: Empfehlungen für den Einbau/Ersatz von Metall-Fensterbänken (WDVS-Fassade); 12-2011
 

Holzforschung Austria:  Holzhausbau – Architektur versus Technik - Teil 2: Fensteranschluss, Forschungsbericht F408-F422; 02-2009