Bewertung und Fazit

 

 

 

Regelquerschnitt

Dieser Abschnitt der Homepage stellt eine Entscheidungs- und Planungshilfe für Innendämmungen mit Holzfaserdämmstoff dar. Dabei wurden die umfangreichen Untersuchungen des Projektes „Energieeffizienzsteigerung durch Innendämmsysteme“ (Eneff-ID) [73] des FIW München und des Fraunhofer IBP zusammengefasst, welches vom vdnr unterstützt wurde. Speziell für Holzfaserdämmstoffe stehen außerdem drei separate vdnr-Teilberichte zur Verfügung:
 
•  Teil 1: Materialspezifische Untersuchungen [75]
•  Teil 2: Hygrothermische Parameterstudie im Regelquerschnitt [74]
•  Teil 3: Wärmebrückenkatalog für die Bestandssanierung mit Innendämmung [77]

Weiterführende Planungshilfen sowie Nachweis- und Berechnungsverfahren für Innendämmsysteme können den entsprechenden WTA-Merkblättern entnommen werden [81, 80, 72].

Innendämmungen verbessern das Raumklima und können dadurch das Wohlbefinden der Bewohner steigern. Zusätzlich stellen sie eine gute Möglichkeit dar, die Wärmeverluste aus beheizten Räumen zu vermindern. Auch wenn die Verringerung der Wärmeverluste aufgrund der oft geringeren Dicke einer Innendämmung im Vergleich zu einer Außendämmung etwas kleiner ausfällt als beispielsweise bei der Ertüchtigung einer Außenwand mit einem WDVS, lassen sich trotzdem auch mit Innendämmungen große Energieeinsparungen erzielen und Einsparpotenziale im Gebäudebestand für die Energiewende mobilisieren, die sonst nur schwer erschlossen werden können. Beispiele hierfür stellen denkmalgeschützte Gebäude, teilweise oder zeitversetzte Sanierungen oder inhomogene Besitzverhältnisse dar [71].

Basis für die Entscheidung, ob für ein Gebäude Innendämmung mit Holzfaserdämmstoff infrage kommt, ist die grundsätzliche hygrothermische Funktionsfähigkeit des Systems. Einflussfaktoren sind hierbei der Standort und die Orientierung des Gebäudes, ein ausreichender Schlagregenschutz sowie die bereits vorhandenen Konstruktionen und die zu erwartenden inneren Feuchtelasten. Die Untersuchung der generellen Machbarkeit erfolgt dabei anhand der hygrothermischen Bewertung der Innendämmsysteme mit Holzfasern am Regelbauteil, das heißt für eine eindimensionale Betrachtung des Wandquerschnitts.
Dabei funktionieren bei normalen inneren Feuchtelasten (entspricht einer normalen Wohnnutzung) Innendämmsysteme mit Holzfaserdämmstoff, welche ohne zusätzliche Dampfbremse oder Dampfsperre eingebaut werden, bei durchschnittlichen Schlagregenmengen (SBG 1 und 2) und mit bestehendem Schlagregenschutz in aller Regel einwandfrei. In diesem Fall sind diese „offenen“ Systeme solchen Systemen mit zusätzlichem Diffusionswiderstand auf der Innenseite vorzuziehen. Soll die Innendämmung an eher kalten und feuchten Standorten mit hohen Schlagregenbelastungen oder mit hohen inneren Feuchtelasten eingesetzt werden, sollte die Eignung hingegen im Einzelfall geprüft werden. In diesem Fall können sich jedoch schon kleine zusätzliche Diffusionswiderstände auf der Innenwand (z. B. Beschichtungen oder Fliesen mit einem sd-Wert von ca. 2 m) günstig auswirken und den Einsatz von Innendämmung dann doch ermöglichen.
Für die hygrothermische Funktionsfähigkeit einer Innendämmung ist es unerlässlich, bei der Planung auch die Außenseite des zu dämmenden Bauteils genauer unter die Lupe zu nehmen. Getreu dem weit verbreiteten Leitsatz „Wer innen dämmen will, muss vorher außen gucken“ sollte stets der Schlagregenschutz der außenseitigen Beschichtung bzw. des Putzes untersucht werden, beispielsweise mit einer Prüfung der Wasseraufnahme vor Ort. Auch die Farbe der Oberfläche spielt eine Rolle, da dunkle Bauteile bei Sonneneinstrahlung generell höhere Temperaturen annehmen als helle Bauteile und dadurch die Austrocknung beeinflussen.

Auch auf der Raumseite der mittels Innendämmung verbesserten Bauteile gibt es einfache Dinge zu beachten, die die dauerhafte Funktionsfähigkeit des Systems beeinflussen, beispielsweise die Art und die Dicke des auf der Dämmung verwendeten Putzes oder auch der Anstrich oder Beschichtung, mit der die Wand gestrichen wird. Hier sollte sichergestellt werden, dass es durch nachträgliche Änderungen, beispielsweise bei Eigentümerwechsel oder durch Mieter, zu keinen grundlegenden Änderungen der zur Auslegung des Systems verwendeten Randbedingungen kommt. Holzfaser-Innendämmsysteme, die grundsätzlich ohne Dampfbremse eingebaut werden, verhalten sich hinsichtlich der Art der Beschichtung eher gutmütig.

Bauteilanschlüsse

Über die hygrothermische Bewertung der Regelbauteile hinaus wurden auch die Bauteilanschlüsse innengedämmter Konstruktionen hinsichtlich ihres Wärmeverlustes sowie ihrer Sicherheit hinsichtlich Tauwasserbildung und Schimmelpilzwachstum an der Oberfläche bewertet. Dies erfolgte durch umfangreiche Wärmebrückenberechnungen der zwei- und dreidimensionalen Anschlüsse, welche ebenfalls für das EnEff-ID Projekt durchgeführt wurden. Diese sind im Abschnitt „Bauteilanschlüsse“ für die unterschiedlichen Anschlusssituationen zusammengestellt. Die nachfolgenden Tabellen 9 und 10 zeigen nochmals die Übersicht der Oberflächentemperaturfaktoren fRsi der jeweiligen Bauteilanschlüsse. Dabei gelten grün hinterlegte Felder als generell problemlos umsetzbar, gelbe Felder erfordern unbedingt eine weitergehende Betrachtung mittels thermischer und hygrothermischer Simulation, ggf. verbunden mit einer Bewertung des Risikos für Schimmelpilzwachstum. Rote Felder zeigen Kombinationen, für die Innendämmung mit Holzfaserdämmplatten grundsätzlich nicht geeignet ist.

Im Abschnitt „Beispielhafte Optimierungsmöglichkeiten punktförmiger Bauteilanschlüsse“ werden mögliche Optimierungen dargestellt, mit denen eine Verbesserung des Oberflächentemperaturfaktors erreicht werden kann. Dabei ist eine Flankendämmung der einbindenden Bauteile oft ein gutes und leicht umsetzbares Mittel, um die Anschlusssituation hinsichtlich der Oberflächentemperatur zu verbessern. Viele Hersteller von Holzfaserdämmstoffen bieten hierfür maßgeschneiderte Platten und Dämmkeile an, die das jeweilige Innendämmsystem ideal ergänzen. Sinnvoll, aber etwas aufwändiger, sind auch vorbereitende Maßnahmen für das Anbringen der Innendämmung, wie beispielsweise die Entfernung des Estrichs in den Randbereichen verbunden mit einem Herunterziehen der Dämmung bis auf die Ebene des Rohfußbodens. Beim Einsatz von Flankendämmung an den Wänden und / oder der Decke ist auch ein Entfernen des Altputzes vorteilhaft, um Sprünge in der Bauteiloberfläche zu reduzieren oder zu vermeiden.

Bewertung von Wärmebrücken bei Innendämmung an Außen- bzw. Kellerwänden anhand des fRsi-Wertes

Tabelle 9.1 Tabelle 9.1
Tabelle 9.2 Tabelle 9.2 Tabelle 9.3 Tabelle 9.3 Tabelle 10 Tabelle 10
[73] M. Engelhardt et al., „Energieeffizienzsteigerung durch Innendämmsysteme: Anwendungsbereiche, Chancen und Grenzen: Forschung für energieeffiziente Gebäude und Quartiere“, FIW München und Fraunhofer IBP; 2019 [Online]. Verfügbar unter URL: tinyurl.com/yc5kesj6
[75] C. Fitz, H. Künzel, K. P. Sedlbauer, C. Maderspacher, C. Sprengard und A. Holm, „Untersuchungsbericht VHD: Holzfaserplatte Nassverfahren − nicht hydrophobiert und Holzfaserplatte Trockenverfahren − hydrophobiert: Teil 1: Materialspezifische Untersuchungen“. Erarbeitet im Rahmen des Forschungsprojekts: „Energieeffizienzsteigerung durch Innendämmsysteme“, FIW München und Fraunhofer IBP; 2018
[74] T. Schöner, H. Künzel, K. P. Sedlbauer und D. Zirkelbach, „Untersuchungsbericht VHD: Holzfaserplatte Nassverfahren − nicht hydrophobiert und Holzfaserplatte Trockenverfahren − hydrophobiert: Teil 2: Hygrothermische Parameterstudie im Regelquerschnitt“. Erarbeitet im Rahmen des Forschungsprojekts: „Energieeffizienzsteigerung durch Innendämmsysteme“, FIW München und Fraunhofer IBP; 2018
[77] M. Engelhardt, C. Sprengard und A. Holm, „Untersuchungsbericht VHD: Holzfaserplatte Nassverfahren − nicht hydrophobiert und Holzfaserplatte Trockenverfahren − hydrophobiert: Teil 3: Wärmebrückenkatalog für die Bestandssanierung mit Innendämmung“. Erarbeitet im Rahmen des Forschungsprojekts: „Energieeffizienzsteigerung durch Innendämmsysteme“, FIW München und Fraunhofer IBP; 2018
[71] FVID - Fachverband Innendämmung e.V., Praxishandbuch Innendämmung. Verlaggesellschaft Rudolf Müller GmbH; 2016
[81] WTA Merkblatt 6-4: Innendämmung nach WTA I: Praxisleitfaden; 2016
[80] WTA-Merkblatt 6-5: Innendämmung nach WTA II: Nachweis von Innendämmsystemen mittels numerischer Berechnungsverfahren; 2014
[72] WTA-Merkblatt 6–8: Feuchtetechnische Bewertung von Holzbauteilen – Vereinfachte Nachweise und Simulation; 2016